
FISCHERNÄHRUNG
Fischernährung
Die Fütterung von Zuchtfischen aus Aquakulturen basiert im Wesentlichen auf den Bestandteilen Fischmehl und Fischöl. Derzeit landen etwa 75 Prozent des weltweit produzierten Fischmehls in der Fischzucht. Die restlichen 25 Prozent finden sich in der Aufzucht von Schweinen und Hühnern wieder. Das war nicht immer so, denn früher wurden die beiden Futtermittel überwiegend zur Aufzucht von Schweinen und Hühnern eingesetzt. In der Tendenz sinkt diese Verwendung bei Schweinen und Hühnern jedoch auffällig.
Diagramm 1: Fischmehlverbrauch 1960 - 2010
Heute heißt es: "Fisch isst Fisch". Für die oftmals gezüchteten karnivoren (fleischfressenden) Fischarten kann durch die Fütterung mit Fischmehl das Bedürfnis nach Proteinen gedeckt werden. Fischmehl sind getrocknete und anschließend gemahlene Fische, die aus Wildfang stammen. Je nach eingesetztem Fisch ändert sich die Zusammensetzung und Nutzweise. Es kann vorkommen, dass auch andere Bestandteile von anderweitigen Zuchttieren dem Fischmehl beigesetzt werden. Fischmehl ist besonders reich an Proteinen und für Fische leicht verdaulich. Rund 70 Prozent des hergestellten Fischmehls stammt aus der Fischerei. Dabei setzt sich dieses aus Nebenprodukten (25-30 %) und anderen tierischen Abfallprodukten zusammen. Zu den Nebenprodukten gehören in der Fischerei Beifang und Schlachtabfälle. Heute ist bekannt, das Rund ein Drittel des weltweit gefangenen Fischs zu Fischmehl beziehungsweise Fischöl verarbeitet wird. Ein positives Zeichen, wenn es um die Verringerung der Überfischung geht. Es ist zu vermuten, dass Beifang in den kommenden Jahren auf einen Anteilwert (im Fischmehl) von über 50 Prozent läuft. Dies könnte wiederum die Kosten von Fischmehl senken. Besonders für Betreiber von Aquakulturen wäre dies von großer Bedeutung.
Bei der Herstellung von Fischöl werden wild gefangene Fische nach ihrer Tötung getrocknet und gepresst. Im Gegensatz zum Fischmehl steigt die Nachfrage nach dem Öl stetig, weshalb stark steigende Preise zu verzeichnen sind. Fischöl wird häufig dem Futtermittel beigesetzt, um die Zuchttiere mit ungesättigten Fettsäuren zu versorgen.
Da Fischöl besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist, wird es durch die besonderen gesundheitlichen Effekte schon Jahrzehnte in Aquakulturen verwendet. Die Nachfrage von Fischöl in der Fischzucht verzeichnet in den letzten Jahren einen hohen Anstieg. Auch als Nahrungsergänzungsmittel für den direkten menschlichen Verzehr wird Fischöl immer populärer. Im Vordergrund steht dabei die Omega-3-Fettsäure, die Herzfunktion unterstützt und die Sehkraft gestärkt wird. Um marine Omega-3-Fettsäuren aus den Meerestieren zu ersetzen, wird nach pflanzlichen Alternativen gesucht. Forschungen ergaben, dass sich auch in pflanzlichen Produkten diese Fettsäure wiederfinden lässt. Mit einigen Unterschieden lässt sich heute also von pflanzlichen- und marinen Omega-3-Fettsäuren sprechen.
Die pflanzliche Omega-3-Fettsäure kommt vorwiegend in Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen vor. Hierbei handelt es sich um Alpha-Linolensäure (ALA-Fettsäure). Die marine Omega-3-Fettsäure ist vor allem in Meeresprodukten wie Algen enthalten. Sie reichert sich auch in fettreichen Kaltwasserfischen und Krustentieren an. Bei der marinen Fettsäure sprechen wir von Eicosapentaensäure (EPA-Fettsäure) oder auch Docosahexaensäure (DHA-Fettsäure).Bei den pflanzlichen und marinen Fettsäuren lassen sich markante Unterschiede in der Wirkung feststellen. Zahlreiche Studien vermerken eine positive Wirkung auf die Gesundheit, welche von der marinen Omega-3-Fettsäure EPA und DHA ausgehen. Eine positive Wirkung auf die Gesundheit, ausgehend der pflanzlichen Omega-3-Fettsäure ALA, verlief bislang weniger erfolgreich. Hier konnte nur in geringem Maße eine positive Wirkung wissenschaftlich bestätigt werden. Durch diese Erkenntnis werden besonders in Aquakulturen weiterhin Fischmehl und Fischöl eingesetzt, um die gesunden Effekte der Omega-3-Fettsäuren, auf die Zuchtfische zu übertragen. Doch folgt der springende Punkt durch eine weitere wissenschaftliche Untersuchung. Chinesische Forscher fanden heraus, dass sich besonders in der Nähe von Aquakulturen im Meerwasser resistente Bakterien nachweisen lassen. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Beobachtung mit den Futtermitteln der Aquakulturen zusammenhängt. Denn rund zwei Drittel des eingesetzten Futtermittels landet nicht gefressen auf dem Meeresboden. Von dort aus gelangt es in die Tiefen der Ozeane. Die Frage, die bei den Wissenschaftlern aufkam: "Kann das zur Fischzucht eingesetzte Futtermittel Arzneimittelrückstände beinhalten?"
Chinesische Forscher beschäftigten sich mit Auswirkungen der beiden Futtermittel auf das Ökosystem Meer und kamen zu umfangreichen Erkenntnissen. Nach langen Forschungen das Ergebnis: Es ließen sich von 23 getesteten Antibiotikaarten 14 im Futtermittel Fischmehl nachweisen. Das eingesetzte Futtermittel schadet demnach nachhaltig dem gesamten Ökosystem Meer. Ein kleiner Erfolg durch ungesättigte Fettsäuren bringt eine nachhaltige Zerstörung der Tiefsee mit sich. Doch auch hier endet die Reise nicht. Schließlich verzehren wir deutschen im Durchschnitt 14 Kilogramm Fisch pro Jahr. Damit nehmen wir als Endkonsument die durch das Futtermittel vollgepumpten "Antibiotikafische" auf, und bilden im schlimmsten Fall ebenfalls Resistenzen gegen diese. Im Falle einer ernsthaften Erkrankung können nachfolgend eingenommene Antibiotika ihre Wirkung nicht in vollem Maße entfalten. Wieso vor allem Fischmehl von Antibiotikarückständen betroffen ist, bleibt nach bisherigen Forschungen nicht endgültig geklärt. Obwohl die Fischindustrie Fortschritte in der Herstellung von Fischmehl und Fischöl verzeichnet, indem sie Beifang und Schlachtabfälle verwendet und das Endprodukt positive gesundheitliche Effekte haben soll (Omega-3-Fettsäuren), wissen wir durch die Studie der Technischen Universität Dalian in China um die wahren Umstände. Da die genannte Erkenntnis über die Resistenzbildung bei Bakterien neuartig ist, wird voraussichtlich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu diesem Thema weiter geforscht. Für uns als Endkonsumenten, aber auch für das Wohlbefinden der Fische, wäre diese Maßnahme von großer Bedeutung. Wie die weitere Fischernährung in den folgenden Jahren auszusehen vermag, kann aus jetziger Sicht niemand sagen.
Referenzen
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Aquakultur-Info. (Mai 2019). Abgerufen am 6. April 2020 von https://www.aquakulturinfo.de/fischmehl
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wordoceanreview. (2013). Abgerufen am 5. April 2020 von https://worldoceanreview.com/wor-2/aquakultur/umweltbewusste-aquakultur/
eigenes Wissen, durch Absolvierung mehrerer Lehrgänge im Fischereibereich (Fischereischein - 2017)
Abbildungsverzeichnis
Diagramm 1: Fischmehlverbrauch 1960 - 2010